CONTRA – Strandtreibsel als Rohstoff

Von der Plage zum gefragten Rohstoff: eine Neubewertung des Strandtreibsel – CONTRA entwickelt Strategien für ein umweltverträgliches und wirtschaftlich effizientes Management

Viele Küstengebiete des Ostseeraumes sehen sich mit der Verschmutzung der Ostsee und deren direkter Folge – der Eutrophierung (Nährstoffzunahme) – konfrontiert. Ein übermäßiges Nährstoffangebot führt zu verstärktem Wachstum von Seegras und Braunalgen und verändert so das marine Ökosystem. Die Wasserqualität verschlechtert sich. Eine Folge ist, dass bei Stürmen große Mengen Algen und anderer Wasserpflanzen (Strandtreibsel) an die Küsten gespült werden. Dort bedecken sie oft wochenlang die Strände, verfaulen und verursachen üble Gerüche sowie erneute Nährstoffeinträge. Besonders betroffen sind die stark touristisch geprägten Regionen der westlichen und südlichen Ostsee.

Das Ziel von CONTRA (“Conversion of Baltic Beach Wrack from a Nuisance to a Resource and Asset”) besteht darin, das vorhandene Wissen zum nachhaltigen Umgang mit Strandtreibsel aufzubereiten und Fallstudien zu innovativen Nutzungsmöglichkeiten durchzuführen. Bisher wird das Treibsel meistens entweder abtransportiert oder an anderer Stelle zurück ins Meer verbracht, in der Hoffnung, dass es von der Strömung weggetrieben wird. Dieser Umgang ist in doppelter Hinsicht problematisch. Erstens führt die bestehende Behandlung von Strandtreibsel zu neuen Belastungen für die örtliche Bevölkerung und bedeutet für die betroffenen Kommunen einen hohen finanziellen Aufwand. Zweitens führt das bisherige Vorgehen zu neuen Umweltbelastungen, anstatt das Problem des gestörten Ostseeökosystems nachhaltig anzugehen.

Um diese Probleme zu lösen und Wege zum Ausgleich der verschiedenen involvierten Interessen zu finden, werden im Rahmen des CONTRA-Projekts sechs Fallstudien zu den ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekten des Strandtreibsel-Managements durchgeführt. Sie befassen sich unter anderem mit den ökologischen Auswirkungen der Sammelmethoden, den industriellen Aspekten der Verarbeitung sowie den Wertschöpfungsketten von Strandtreibsel-basierten Produkten (z.B. Dünger, Biokohle) und Dienstleistungen (z.B. Küstenschutz, Biogasproduktion, Verbesserung der Wasserqualität).

Darüber hinaus verfolgt CONTRA das Ziel, ein internationales Netzwerk für Wissensaustausch, Kapazitätsaufbau, Bewusstseinsbildung und zur Verbreitung von No- bis Low-Treatment-Optionen aufzubauen. Das Projektkonsortium besteht aus kommunalen und staatlichen Behörden, Unternehmen, wissenschaftlichen Instituten und NROs aus sechs Ländern (Dänemark, Deutschland, Estland, Polen, Schweden, Russland).